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Naturschutzprojekt Tugmatt-Rappenfluh-Röselen

5-Jahresprojekt zur Aufwertung und Pflege von Wald und Landschaft auf Sicht des Naturschutzes

Tugmatt mit Rappenfluh im Hintergrund. Bild: Urs Kaufmann

Das Gebiet Tugmatt-Rappenfluh-Röselen zählt zu den bedeutendsten Tagfalterlebensräumen in der Nordwestschweiz. Im Gebiet sind seit dem Jahr 2000 insgesamt 47 verschiedene Tagfalterarten nachgewiesen worden. Ebenso zeichnet sich das Gebiet durch seine Vorkommen verschiedener einheimischer Orchideenarten aus. Bedeutend ist auch die Vielfalt verschiedener Waldstandorte mit diversen seltenen Waldgesellschaften. Vor etwa 20 Jahren haben naturinteressierte Personen, zusammen mit dem Forstdienst, auf einzelnen Teilflächen erste Pflegeeingriffe zur Förderung der Naturwerte im Gebiet veranlasst. Im Fokus standen damals die Orchideen und die Tagfalter. Ein Aufwerten des Gebiets auf breiter Front und vor allem eine nachhaltige Pflege der Lebensräume erfordert ein Mehrjahresprogramm, wie es durch die Hintermann & Weber AG vorgelegt wurde.

Perimeter und Ziele

Projektperimeter

Der Projektperimeter erstreckt sich über die vier Gemeinden Gempen, Nuglar-St. Pantaleon, Liestal und Frenkendorf und umfasst 58 Hektaren.

Im Vordergrund stehen folgende Ziele:

1)  Die Artenvielfalt der Tagfalter bleibt erhalten und deren Populationen nehmen zu.
2)  Die Orchideenbestände nehmen bezüglich Artenvielfalt und Individuenzahlen zu.
3)  Die Bestände auf seltenen Waldstandorten sind aus Sicht des Artenschutzes aufgewertet.
4)  Besondere Kleinstandorte bleiben erhalten und sind aus Sicht des Naturschutzes aufgewertet.

5)  Ausgewählte Teilflächen sind der natürlichen Waldentwicklung überlassen und invasive Pflanzenarten sind bekämpft.

Massnahmen

Förderung Tagfalter (25 ha)

Bereits angelaufene Massnahmen zur Förderung der Tagfalter sind fortzusetzen und auf andere geeignete Tagfalterlebensräume im Gebiet auszuweiten. Als Massnahmen im Vordergrund stehen:

  • Waldränder stufig gestalten und Straucharten fördern.
  • Bewirtschaftung der artenreichen Wiesen fortsetzen und neu mit den Schnittzeitpunkten variieren, so dass während möglichst langer Dauer innerhalb der Vegetationszeit ein grosses Angebot an Nektarpflanzen besteht.
  • Ausgewählte Waldbestände auflichten und gezielt die den Tagfaltern als Nektarpflanzen dienenden Hochstauden fördern (Wasserdost, Brustwurz, Pestwurz, einheimischer Bärenklau, einheimische Goldrute, Klette, Kohldistel, diverse weitere Distelarten). Auf Rundholzlagern und anderen Blössen sind Hochstauden zu fördern, allenfalls ist gezielt standortheimisches Saatgut einzubringen. Zudem sind ausgewählte Standorte gehölzfrei zu halten.
  • Futterpflanzen der Raupen erhalten und gezielt fördern. Im Vordergrund stehen: Zitterpappel, Salweide, Bergulme, Rote Heckenkirsche, Schwarzdorn, Faulbaum, Veilchenarten. Insbesondere auf bachnahen Flächen sind Zitterpappel und Salweide (eher schattige Lagen) zu erhalten und gezielt zu pflanzen.
Zielarten Tagfalter. Fotos: Hintermann & Weber

Orchideen fördern (5 ha)

Die bekannten Orchideenstandorte sind so zu pflegen, dass die Bedingungen für die Zielarten ideal bleiben bzw. es werden. Weitere, vor allem wechselfeuchte Waldstandorte sind so aufzulichten, dass sich eine Krautschicht mit Orchideen einstellen kann. Nach dem Auflichten ist die sich einstellende Krautschicht auf Teilflächen mit schöner Artenzusammensetzung jährlich zu mähen. Die Waldstandorte mit dem besten Potenzial für Orchideen werden von Spezialisten bezeichnet und die Massnahmen begleitet. Es handelt sich beispielsweise um Standorte des Weissseggen-Buchenwalds oder des Lungenkraut-Buchenwalds mit Immenblatt.

Bestände seltener Waldstandorte aufwerten (7 ha)

Die innerhalb des Projektgebiets bestehenden Waldbestände auf den Standorten des Flaumeichen- und des Kreten-Föhrenwaldes sind so zu gestalten und zu pflegen, dass sich die volle Artengarnitur an Kraut- und Gehölzpflanzen einstellt. Gezielt zu fördern sind: Elsbeere, Mehlbeere, Flaumeiche, Felsenmispel, Steinweichsel, Alpen-Kreuzdorn, Schneeballblättriger Ahorn, Faulbaum. Auf ausgewählten kleinen Flächen oberhalb der Flühe sind zudem Gehölzpflanzen periodisch auf den Stock zu setzen, so dass sich die standorttypischen Krautpflanzen gut entfalten können. Zu den Letzteren zählen: Ästige Graslilie, Gewöhnliche Kreuzblume, Herzblättrige Kugelblume, Bergdistel. Auf den Standorten des Linden-Zahnwurz-Buchenwalds sind in den Beständen typische Gehölzarten zu fördern: Sommerlinde, Spitzahorn, Bergahorn, Kreuzdorn. Dazu kommen Nektarpflanzen der Tagfalter in der Krautschicht.

Invasive Pflanzenarten (Neophyten)

Die Bestände der invasiven Neophyten sind konsequent zu bekämpfen. Das ganze Projektgebiet ist zudem so zu überwachen, dass neu von Neophyten befallenen Flächen zeitnah entdeckt werden und Bekämpfungsmassnahmen rasch einsetzen können. Besonders zu beobachten sind bachnahe Flächen, Bankette und Böschungen entlang der Waldwege sowie alle Flächen, auf denen Gehölzbestände aufgelichtet werden.

Waldflächen mit Nutzungsverzicht sowie Biotopbäume langfristig sichern (5 ha, 50 Biotopbäume)

Das vorliegende Konzept schlägt drei Waldflächen vor, auf denen künftig keine Holznutzung mehr stattfindet. So können die natürlichen Prozesse vom Menschen weitgehend unbeeinflusst ablaufen. Bei den drei Waldflächen handelt es sich um:

  • Den untersten Teil des Röselenbachtobels auf Gemeindegebiet von NuglarSt.Pantaleon;
  • Den untersten Teil des Riffengrabentobels auf Gemeindegebiet von NuglarSt.Pantaleon;
  • Ein Altholzbestand im Gebiet «Under de Flüe» auf Gemeindegebiet von Frenkendorf.

Zusätzlich zu den drei Nutzungsverzichtsflächen, welche vertraglich zu sichern sind, sollen über das ganze Projektgebiet verteilt geeignete, grosskronige und mächtige Bäume als Biotopbäume ausgeschieden und gesichert werden.

Die Erst- und Gestaltungseingriffe sollen nach den fünf Projektjahren abgeschlossen und die nachfolgende Pflege zur langfristigen Sicherung der Ziele soll festgelegt sein.

Finanzierung / Projektträgerschaft

Die Gesamtkosten über fünf Jahre für Erst- und Gestaltungseingriffe belaufen sich auf CHF 300'000.00. Es ist vorgesehen, dass drei Viertel der Projektkosten resp. CHF 230'000.00 von Stiftungen und Lotteriefonds getragen werden. Die Restkosten von CHF 70'000.00 oder knapp einem Viertel tragen die in der Projektträgerschaft organisierten Gemeinden.

Die Projektträgerschaft setzt sich aus Vertretern der Standortgemeinden (Gempen, Nuglar-St. Pantaleon, Liestal und Frenkendorf) zusammen und wird von den beiden involvierten Revierförstern (Forstbetrieb Dorneckberg und Forstrevier Schauenburg) ergänzt. Die Trägerschaft plant die jährlichen Massnahmen, holt Offerten ein und erstellt für jedes Jahr ein Projektbudget. Die Einwohnergemeinde Frenkendorf fungiert in der Projektträgerschaft als Leitgemeinde und ist für die Projektbuchhaltung zuständig. Dazu kommt die Fachberatung in Sachen Naturschutz, welche von der Hintermann & Weber AG (H&W) abgedeckt werden kann. Verantwortlicher Projektleiter bei H&W ist Felix Berchten, dipl. Forstingenieur ETH (seit 30 Jahren im Beruf). Er wird unterstützt von Matthias Plattner, Dr. phil. nat., dipl. Biologe (langjähriger Kenner des Gebietes). 

Die Gemeindeversammlung hat am 1. Juni 2021 dem Projekt zugestimmt und den Bruttokredit von CHF 300'000.00 zu Lasten der Investitionsrechnung genehmigt. Die vorausgesetzten benötigten Fremdmittel konnten per Ende Juni 2021 beschafft werden. Unterstützt wird das wertvolle Projekt von der Stiftung Spitzflühli, der Walder-Bachmann-Stiftung und der Dr. Bertold-Suhner-Stiftung sowie den beiden Swisslos-Fonds der Kantone Basel-Landschaft und Solothurn.

 

Zielarten Orchideen.
Fotos: Hintermann & Weber
Helm-Knabenkraut
Rotes Waldvögelein

Aktuelles / News  

Aufgelichteter Wald, in welchem sich bereits eine vielfältige Krautschicht entwickelt hat.

Im Spätsommer 2021 wurden die ersten Gestaltungs- und Pflegemassnahmen ausgeführt. Die Massnahmen betreffen in erster Linie den Wald, aber auch das angrenzende Offenland. Im Gebiet sind überdurchschnittlich viele verschiedene Tagfalterarten zu finden. Mit fast 50 verschiedenen Schmetterlingsarten zählt das Gebiet zu den besten in der ganzen Nordwestschweiz. Ein Ziel des Projekts besteht darin, die hohe Artenzahl langfristig zu erhalten und auch die Anzahl der Falter zu erhöhen. Zusammen mit den Revierförstern auf Baselbieter und Solothurner Seite werden Waldbestände aufgelichtet, Waldränder gepflegt, Futterpflanzen der Raupen gezielt gefördert und das Aufkommen ergiebiger Nektarpflanzen für die adulten Schmetterlinge unterstützt.

Schnittgut mit reifen Samen von besonderen Pflanzenarten wird am Waldrand gewonnen und im angrenzenden Wald verteilt, so dass die Flächen mit besonderer Flora zunehmen.

 

 

Ebenfalls durch gezielte Massnahmen werden verschiedene seltene Pflanzenarten wie z.B. Orchideen erhalten und gefördert. Und schliesslich konnte eine Altholzinsel von rund zwei Hektaren Fläche langfristig gesichert werden. Ende dieses Winters werden oberhalb der Felsen auf den Gemeindegebieten von Frenkendorf und von Gempen zwei Holzschläge ausgeführt, um die Bestände der Felsflora zu erhalten und sie wieder besser aufkommen zu lassen. Zusammen mit den Pflanzenarten werden auch verschiedene seltene Insektenarten wieder vermehrt zu sehen sein. 

Februar 2023  

Beitrag im Gemeindeanzeiger Nr. 3 vom 24. Februar 2023